Artist | [Cornel Wachter, Elmar de Saint Schmitt] UnterbezirksDada

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      Fin de siècle (Installation)1993
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      Installation mit Multiples (Ausschnitt)0

Biography

Biography

Cornel Wachter, geboren 1961
Elmar de Saint Schmitt, geboren 1958

Exhibitions / Installations (selection)

Exhibitions / Installations (selection)

1978 - Beginn der intensiven Beschäftigung mit dem wissenschaftlich-technischen S/W Polaroidmaterial - 667
1981 - etc. "Ausgelassene Eröffnung zu Ehren des UnterbezirksDada" Plakatzyklus
1985 - Köln Kunst Ausstellung, -Kunsthalle- /Köln
1982 - 85 - Einrichtung und Vorhaltung der Photogalerie -Südbrücke- /Köln
1986 - "Köln-Wien" Performance mit Helmut Zilk (OB-Wien), -Wiener Fest Wochen- Rettung und Sicherstellung einer "Stollwerk-Graffiti-Wand", Köln
1986 - "Über die allgemeine Malerei an Brilcken und Ufern" Painting-Aktion, -Südbrücke und Rheinwiesen- /Köln
1988 - Automobilunfall des UnterbezirksDada 1 1/2 jährige Unterbrechung der Arbeit
1989 - "Gewidmet den Freunden der Menschheit" Performance und Polaroidausstellung, -Artothek- /Köln
1990 - "Hic Rhodus, hic Salta" Installation, -Severinsbrücke- / Köln
1991 - "Gewidmet den Freunden der Menschheit - Theil II." Performance, -Kunstmuseum- sowie vor dem Deutschen National Theater- / Weimar
- "Unsere ganze Ungeteilte Sympathie" Installation, -Kunstmuseum-, -Kunstkabinett- /Weimar
1991 - 92 - "Urlaub in Jugoslawien I." Videoinstallation zur Jahreswende, -An mittelalterlichen Stadtmauertoren- /Köln
1992 - "Werkschau" Photographie, Plastik, Objekte, Galerie -Kunstgarten- /Köln
- "Laborversuche I. ", Galerie -Paszti & Bott- /Köln
- "Laborversuche II." / Ausstellung parallel zur Frankfurter -Art- "Nicht von dieser Art", -Kunstgewerbliches Museum- Frankfurt a.M.
- "Laborversuche III-Objekte", Stand der Galerie -Daniel Buchholz-, Köln - Art / Frankfurt
- "Urlaub in Jugoslawien II." Videoinstallation, -Stadtmuseum- /Köln
- "Der Kölner Kreidekreis" Polaroid-Photographien und Performance, Galerie -infocus- /Köln
- "Urlaub in Jugoslawien III." Videoinstallation, Videonale 5 -Kunstverein- /Bonn
- "Zum 50. Todestag des jüdischen Tenors Joseph Schmitt in einem Schweizer Lager" Audio-Visuelle Installation, -Philharmonie- /Köln
- "Gemeinschaftswerk für den Farbenhändler Dieter Frowein - zum 10. jäh. Jubiläum von Tutti Paletti" (Zusammen mit Jürgen Klauke, Sigmar Polke, Jo Oberhäuser, Heribert Ottersbach, Hans-Peter Adamski, Wolfgang Niedecken u.a.) /Köln
1993 - "Zu Hause", Galerie -Zu Hause- /Köln
- "Das 6. Siegel", Galerie - Wieneke- /Köln
- "Art Multiple", Stand der Galerie -infocus- / Düsseldorf
1994 - "Vanitas & Konsum", Galerie -infocus- /Köln
- "UnterbezirksDada", Galerie - Wieneke- /Köln
- "Art Multiple", Stand der Galerie -infocus- / Düsseldorf

About the work (deutsch)

About the work (deutsch)

UnterbezirksDada - Cornel Wachter und Elmar de Saint Schmitt
"Der Dadaist haßt die Dummheit und liebt den Unsinn", so charakterisierte Richard Huelsenbeck, einer der Berliner Dadaisten jene schillernde Kunstbewegung der beginnenden zwanziger Jahre. Dada hatte schon immer etwas geheimnisvolles; es war nicht greifbar, behauptete von sich immer wieder, daß es nicht ernst genommen werden dürfe, forderte den Bürger heraus, indem es selbst das Vorurteil bestätigte, das dieser gegenüber der zeitgenössischen Kunst ohnehin schon hatte. In Dada fand der Kunstliebhaber den Beweis, daß die zeitgenössischen Künstler der Scharlatanerie sehr nahe stünden.
In Köln begegnen wir nun schon viele Jahre dem UnterbezirksDada. Dieser ist ein Widerspruch in sich. Denn der Begriff "Unterbezirk" riecht nach Bürokratie, nach Parteienapparat und Verwaltung. Bei Dada dagegen assoziieren wir noch immer intellektuelle Spitzfindigkeiten, hinterfotzige Aktionen und ein Hauch von Bürgerschreck. Unterbezirksdada müßte demnach eine üble Mischung aus beidem sein. Hinzu kommt, daß nur Insidern bekannt ist, wer dahinter steckt, ob überhaupt jemand dahinter steckt und ob das ganze seriös ist. Ich habe mir erzählen lassen, daß es sogar Sammler gibt, die Hinterlassenschaften des UnterbezirksDada sammeln - folglich muß es seriös sein. Offensichtlich sind die anonymen Herren über die Ebene des Unterbezirks auch schon hinausgekommen, denn sie stellen in der Friedrich-Ebert-Stiftung, immerhin einem Institut der Parteizentrale aus.
Der UnterbezirksDada der Gegenwart beruft sich in der Tat auf die Dada-Bewegung der zwanziger Jahre, und zwar in besonderem Maße auf die beiden Berliner Gruppen mit John Heartfield, Wieland Herzfelde, Richard Huelsenbeck, Raoul Haussmann und anderen. Die Berliner Gruppen waren weniger literarisch als die Pariser und Züricher Gruppen und in stärkerem Maße der Aktion und der Politik verbunden. "Der Dadaist", schrieb Raoul Haussmann, "sieht in der ihm vorgeworfenen Dummheit keine Schande, er kennt zu genau die Gründe und Hintergründe derer, die ihm Unfähigkeit, Bierulk, Unfug oder Bluff vorwerfen - er hat genügend dégoût vor den Heiligtümern der großen Männer unserer ach so ruhmbedeckten Kultur".

Unsere "Postdadaisten" (Ronte) des UnterbezirksDada Cornel Wachter und Elmar de Saint Schmitt sind etwas nüchterner geworden, auch wenn sie das Entsetzen über die gegenwärtige Kultur mit ihren dadaistischen Großvätern teilen. So widmen sie ihre Installation mit dem Titel "Programmvielfalt" dem Thema der Medien, denen sie Kulturzerstörung vorwerfen: "Zur Theorie über diesen Begriff gehört auch: Eine entsublimierte Weit, wie sie die Medien 24, stündlich abflimmern lassen, führt zwangsläufig zu totaler Kulturzerstörung; vorerst zur Sinnentleerung im Einzelnen wie in gesellschaftlichen Prozessen." In ihrer Installation führen sie Photoarbeiten vor. Das Schwarzweiß-Polaroid bezeichnen sie darüber hinaus als ihr ureigenes Medium. Doch wäre es falsch, sie als Photographen zu bezeichnen.

UnterbezirksDada ist in erster Linie Aktionskunst, wobei diese Aktionen sowohl vor Publikum, als auch unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfinden. Daher läßt sich ihre Kunst auch nicht unter den Begriff Photoperformance subsumieren. Photographie ist ein Zweck der Aktion, aber nicht der ausschließliche. Der UnterbezirksDada legt größten Wert auf den Aspekt des Handelns, der durch Photographie dokumentiert wird, jedoch durch sie nicht ersetzt werden kann. In der Photographie verselbständigen sich Momente und Ansichten der Handlung. Auf einen Ausschnitt reduziert, ist sie bereits Interpretation und hat insofern im Augenblick ihrer Entstehung nichts mehr mit ihr zu tun, da ihr gerade das wesentliche Element, das Tun, die Aktion, fehlt. Die Photographie ist nur noch Erinnerung, das in ihr transportierte Bild Metapher dessen, was die Handlung vermitteln sollte. UnterbezirksDada versteht sich nicht als lediglich reflektierendes und interpretierendes Künstlerduo. Sie sind überzeugt, daß Kunst etwas zu bewegen vermag. Deshalb bleibt Photographie allein ein untaugliches Mittel, da sie Handeln nicht ersetzen kann. Richtig verstanden, vermag sie die Aktion nur einzufordern oder als Dokument an sie zu erinnern. Nicht umsonst bedienen sich Cornel Wachter und Elmar de Saint Schmitt des schwarz-weißen Polaroids, das nicht vervielfältigt werden kann, da es kein Negativ gibt. So weist es in seiner Einmaligkeit auf die Unwiederholbarkeit der Aktion hin und kann nur weitere Aktionen nach sich ziehen. Neue Bilder können nur in neuen Aktionen entstehen. Das Polaroid des UnterbezirksDada ist eine Aufforderung zum Handeln an sich selbst und an andere.

Neben den Aktionen und den auf sie bezogenen Polaroids gibt es jedoch auch dreidimensionale Stücke und Installationen, die als Orte der Reflexion angesehen werden müssen. So die beiden Rauminstallationen: "Fin de siècle" und "Gespenstisch Geschlossene Gesellschaft".

"Fin de siècle"
"Fin de siècle", eine Installation in der Artothek Köln, versammelte in minimalistischen Manier Objekte, die Themen anklängen lassen und sie gleichzeitig in Frage stellen. Ein Koffer aus Granit, Eisenbahnschwellen, geheiligte Tücher, ein Wasserbecken und ein Doppelportrait der in entgegengesetzte Richtungen blickenden Künstler - ein Sinnbild der Orientierungslosigkeit, der Heimatlosigkeit, der Bürde des Unterwegsseinmüssens, der Sprachlosigkeit. Das Ende des Jahrhunderts ist eine Zeit der Völkerwanderung, der Völkerverdrängung, der Verschleppung, des Tourismus, der Mobilität, der Rastlosigkeit und damit der Vereinsamung, der Bindungslosigkeit, der Entwurzelung.

"Gespenstisch Geschlossene Gesellschaft"
"Gespenstisch Geschlossene Gesellschaft" zeigte eine Gruppe von vier Stühlen, mit Jacken behangen, um eine viereckige Tischplatte, hoch oben unter der Decke an einen runden Pfeiler montiert. Konferiert wird unter Ausschluß der Öffentlichkeit, im buchstäblichen Sinne abgehoben und anonym. Im Grunde ist es egal, wer in die Jacke schlüpft, die Entscheidungen laufen konspirativ, anonym, unbeeinflußbar.

„Programmvielfalt“
In der Photoreihe „Programmvielfalt" finden sich beide Themen in veränderter Form Wieder. Sie enthält zwei Selbstportraits, sechs Photographien der Stadt Köln und sechs Bilder aus der Matthäuspassion von Pasolini. Die Photographien sind auf den Negativen bearbeitet, die Gesichter weiß umrandet und von wolkigen, expressiven Linien umgeben. Alle sind als Fernsehbilder eingefaßt und beziehen sich damit auch formal auf das Thema „Programmvielfalt". Inhaltlich scheinen die drei Themen zunächst disparat, doch ist es letztlich das Medium Fernsehen, die Medienmacht, die sie zusammenführt. Generell legt der Künstler den Rahmen fest, entscheidet, welchen Ausschnitt von Weit er zum Inhalt seiner Bilder erklärt. Hier ist es die Fernsehperspektive, die bestimmt, welcher Ausschnitt genommen wird. Freilich griffen die Künstler ein und schufen einen Ausschnitt im Ausschnitt, indem sie durch ihre Übermalungen die Perspektive noch weit r eingrenzten und damit das vorgegebene Fernsehbild wieder relativierten. Die weißen Einfassungen, die expressiven Raster sind gleichsam der Protest des Künstlers dagegen, unseren Blick auf die Weit um uns herum fremdbestimmt festlegen zu lassen. Denn längst haben wir uns angewöhnt, Wirklichkeit und Fernsehwelt miteinander zu vermischen. Ebenso, wie wir das Photo als Dokument von Realität betrachten, sind wir geneigt, für wahr zu halten, was das Fernsehen berichtet. Mit "lnfotainment" hat sich das Fernsehen seine ureigene Garküche geschaffen, in der Fiktion und Realität munter durchgemischt werden.

UnterbezirksDada hat in der Arbeit "Programmvielfalt" zwei facettenreiche Aspekte unserer Kultur herausgegriffen, deren Gegenüberstellung das Desaster treffend beschreibt, das durch die Gleichmacherei des Fernsehens angerichtet wird. Die Bilderreihe beinhaltet sechs Bilder Kölner Bauten, die dem Kölner im allgemeinen bekannt sind, die als Zeugnisse der Geschichte der Stadt Köln gelten, an denen jedoch im allgemeinen gedankenlos vorbeigegangen wird. Die Beispiele verweisen darauf, daß manches in unserer unmittelbaren Umgebung erst wahrgenommen wird, wenn es im Fernsehen gezeigt wird, daß uns das Fernsehen geläufiger ist als das Nahsehen. Alltagsleben im Fernsehen ist unterhaltsam und vergnüglich, ein Spaß im Familienhalbkreis, während das wirkliche Alltagsleben verödet und dringend der täglichen Ablenkung durch das Fernsehen bedarf. Unsere Blindheit gegenüber dem Nächsten macht uns auch blind gegenüber dem, was unser gewachsener kultureller Humus ist. Welcher Kölner war jemals in einem der historischen Wehrtürme, den romanischen Kirchen oder anderen Zeugnissen der heimischen Kultur, die er an Karneval in so vielen Liedern wehmütig besingt? Eine Fernsehserie darüber würde er vermutlich begierig konsumieren.

Das Gegenstück, die sechs Photoarbeiten zum Thema Matthäuspassion von Pasolini, ist ein anderes Stück Kultur, das einerseits Teil der Religionsgeschichte ist und somit die Mehrheit der Menschen hierzulande berühren müßte, zum anderen findet sie sich in einer Interpretation der jüngeren Filmgeschichte, als menschliches Drama, in einer fast säkularen Vision, in der Religiosität im Mythos aufgeht. Es ist also eine zeitgemäße Fassung, die der heutigen Glorifizierung des Individuums gerecht wird.

Die individuellen Züge sind in den Photographien durch die Überarbeitung herausgehoben, und doch bleiben es isolierte Gestalten, so wie die historischen Bauten Kölns isoliert, ohne ihren heutigen städtebaulichen und sozialen Kontext zu sehen waren. Dies ist zweifellos die Interpretation des UnterbezirksDada, doch wird damit unterstrichen, was das Fernsehbild ohnehin betreibt: die Loslösung der Bilder von ihren Zusammenhängen, ihre Austauschbarkeit, ihre Beliebigkeit. Vielfalt, so das Statement des UnterbezirksDada zu diesem Thema, kann sich nicht darin erschöpfen, die gleiche Oberflächlichkeit in unzähligen Varianten anzubieten. Wo die Zusammenhänge fehlen, wird das Gesehene gleich nach dem Sehen vergessen, bis wir uns schließlich selbst vergessen. In diesem Sinne schließen Cornel Wachter und Elmar de Saint Schmitt sich selbst in diesen Zyklus ein.
So kommt zur Heimatlosigkeit, die in "Fin de siècle" angesprochen wurde, und zur Fremdbestimmung der „Gespenstisch Geschlossenen Gesellschaft" die Geschichtslosigkeit der Fernsehgesellschaft, in der wir uns selbst entfremden, weil wir angesichts permanenter Berieselung der "Programmvielfalt" weder über uns noch über unsere Geschichte nachzudenken vermögen und die Konfrontation mit Wirklichkeit durch Konsum von Fiktionen ersetzen.
Text von Reinhold Mißelbeck, 1997

"Fin de Siècle"
Bildende Kunst kann Macht verherrlichen, indem sie diese affirmativ darstellt. Kunst kann auch Macht kritisieren, indem sie die Verhältnisse, die aus den Machtstrukturen heraus resultieren, kritisch zur Darstellung bringt. -Dada hat sich immer kritisch verstanden.
Die „Fin-de-Siècle-Installation“ der Kölner Postdadaisten zeigt diese Position auf, daß Kunst als ein kritischer Faktor im gesellschaftlichen Denken, als ein aufzeigendes Element, die Verhältnisse - auch die der Macht - veranschaulicht. Kunst als kritische Essenz.
Am Ende des letzten Jahrhunderts hat die Moderne begonnen. Die Ästhetik hatte das vorweggenommen, was sich später politisch an Umbruchsituation ereignet hat. Die Kunst wurde ein Vor-Ereigner, eine Avantgarde, die vorausschauend feststellte, was sich später erst gezeigt hat. Die Kunst als Seismograph. Ende des letzten Jahrhunderts hat das Experiment Weltuntergang stattgefunden, wie es Karl Kraus nannte. Die Verabschiedung vom Alten, die Suche mit Neugier nach dem anderen, nach der Wende.
Ende unseres Jahrhunderts stellen sich gleiche Fragen, unter gleichen Prämissen, mit den schrecklichen, denselben, gleichen Ahnungen und Deutungen. Die Menschheit hat nichts dazugelernt? Die Verhältnisse sind so geblieben. Dennoch sind sie anders.
„Fin de Siècle“ agiert als große Installation mit verschiedenen Materialien auf die Ausgangslage des Ende 20. Jahrhunderts. Sie zielt auf Assoziationen, auf reflektierende Optionen hin, die sich mit der großen Thematik unseres Jahrhunderts beschäftigen: Verschleppung, Verdrängung, Deportation, Flucht, Tötung, Oberleben, Krankheit, Ankunft; religiöse Rituale, Riten, versteckte Esoterik oder andere Geheimnisse werden ebenso angesprochen. Feste rituelle Bindungen wie "Ich wasche meine Hände in Unschuld" werden durch das altarähnliche Wasserbecken versinnbildlicht.

Das "Unterbezirksdada"-Duo Elmar de Saint Schmitt und Cornel Wachter versuchen mit ihrer Installation, die zwischen Minimal und Konzept, zwischen Poverté und Reichtum, zwischen Arte Povera und Materialvielfalt pendelt, die Probleme auf den Punkt zu bringen. Eisenbahnschwellen, ein Granitkoffer, nicht tragbar, Polaroidfotos, Eisen, Wasser, Stein und Stoff sind alles Dinge und zugleich Materialien, die aus dem Alltag bekannt sind, aber auch aus den Bereichen der Kunst. Sie werden in ein Zueinander gebracht, so daß Sperrigkeiten entstehen, Verfremdungen, Entfremdungen, die ganz automatisch dialektische Prozesse auslösen.
Mit einem Bildzitat machen die beiden Künstler in der Eröffnungsmitteilung auch auf die Verdrängungen durch unpräzise Begriffe aufmerksam: Das Wort Völkerwanderung klingt mißverständlich, zweideutig, weil Wanderung und Wandern so friedliche Wörter sind. In Wahrheit war und ist Völkerwanderung immer Völkerverdrängung; nie ging das ohne Gewalt, da wurde verschleppt, mitgeschleppt, zurückgelassen..." (Heinrich Böll, Heimat und keine /l 965) Die Künstler glauben daran, daß Kunst nicht populistisch affirmative Setzung ist, sondern messages als Botschaften beinhalten muß. Deshalb konstituieren sie gegen die Kommerzialisierung von Kunst einen politischen Anspruch, dessen Artikulation zugleich ein Einsatz für die Minderheiten ist. Ihre Kunst steht auf der Seite der Schwächeren.
Dada hat sich so verstanden, im Grunde genommen die ganze Moderne. Sie stellt in Frage, will Strukturen verändern, zugleich aber will sie verständlich sein, sucht sie ein Publikum, auf dessen Dialog sie angewiesen ist.
Die beiden Kölner Künstler setzen mit Präzision, stecken Positionen ab, deren Mitteilung ablesbar ist, fast bis zu literarischer Interpretation; dort, wo eine mögliche Aktion im Sinne einer virtual reality fotografisch wiedergegeben wird, und zwar so, daß die Wirklichkeit des Betrachters sich in das Bild einspiegelt. Das Zusammenfügen von Realitätsteilen erzwingt die Erkenntnis einer neuen Wirklichkeit, die ohne Verdrängung und ohne Harmonisierungszwang arbeitet.
„Fin de Siècle“ ist Setzung und Aufruf.
Text von Dieter Ronte, Bonn, Oktober 1994

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