Artist | Florian Dombois

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Image Artist Title Year Material Measurement
Florian Dombois terra antwort 2003

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Florian Dombois

terra antwort

Year 2003
Technique
Measurement (H x W x D)
Copyright Florian Dombois
Courtesy Galerie Rachel Haferkamp, Köln
Description
Sort No. 0
Modified 2003-03-26 23:57:31
Image file 5464.jpg

Exhibition at Galerie Rachel Haferkamp

Exhibition at Galerie Rachel Haferkamp

Florian Dombois
terra antwort - sound experiments with seismometric data
Zu drei neuen Arbeiten von Florian Dombois
02.04. – 09.05.2003, Venrissage 28.03.2003
Galerie Rachel Haferkamp, Eigelstein 112, D-50668 Köln, Tel. +49 (0) 221 1393259 / 8


Wie klingt ein Erdbeben? Wie riecht Geschwindigkeit? Welche Farben haben Töne?

Die Darstellung von Beobachtungen in einer unüblichen Form ist eine fruchtbare Technik der Kunstpraxis. Sie schärft sowohl den Sinn für das Phänomen selbst als auch für das gewählte Medium. Schnell wird offenbar, wo die Möglichkeiten und Grenzen eines Mediums liegen, aber auch die ursprüngliche Fragestellung kann im Lichte der neuen Form überprüft werden. Gerade in einer Zeit, in der mittels digitaler Daten grundsätzlich alles dargestellt, übersetzt und wieder dargestellt werden kann, ist diese Technik immer auch Medienkritik.

Ein gutes Beispiel hat der Komponist John Cage geschaffen: Wenn er den australischen Sternenhimmel von der Sternkarte auf normales Notenpapier überträgt und diese Noten als Klaviermusik erklingen, so hat er eine willkürliche Analogie erfunden, die auf mehreren Ebenen spielt. Er hat gewisse Grenzen der Darstellung gesetzt, andere aber durchbrochen. Er hat die Frage nach dem Klang des Universums neu gestellt, die Beschränkungen der Notenschrift offen gelegt und das Abbildungsvermögen von Musik und Kartographie thematisiert.

In den Arbeiten von Florian Dombois geschieht ähnliches. Er interessiert sich für die Darstellung des Unfassbaren. Als Geophysiker stösst er dabei an die strengen Regeln der wissenschaftlichen Beschreibung, die visuell dominiert ist und intersubjektiv überprüfbar sein muss. Als Künstler locken ihn die Freiheit der Form und die sinnlichen Qualitäten eines Werkes, das subjektiv interpretierbar ist. Anders gesagt: Florian Dombois zieht die Grenze zwischen Kunst und Wissenschaft dort, wo er sie sieht, hört und fühlt und setzt sie selbst. Wo normalerweise Zahlen in Form von Messreihen auftauchen, sind nun ungewöhnliche Klänge zu hören, die einen enormen Reichtum an Nuancen aufweisen – sie sagen mehr als tausend Daten. Die Erdbeben von Dombois haben einen Rhythmus, der bislang noch von keinem Geophysiker beschrieben wurde. Technisch gesprochen handelt es sich dabei um eine Audifikation (die Messdaten werden direkt "gespielt"; vs. dem Verfahren der Sonifikation, wo einzelne Ereignisse bestimmten Klängen zugeordnet werden). Obschon es sich um dieselben Daten handelt, werden aber im Akustischen andere Merkmale freigelegt als im Visuellen. Das Verfahren befragt damit ebenso die Bedeutung des Hörens und Sehens in unserer Technik- und Kulturgeschichte wie das Vertrauen in überbrachte wissenschaftliche und künstlerische Darstellungsformen.

Sowohl die Kunst wie auch die Wissenschaft arbeiten mit Modellen, Annahmen, Hypothesen. Das "Preliminary Reference Earth Model (PREM)" etwa ist die Annäherung an das geologische Erdmodell, auf das man sich mangels definitiver Erkenntnisse geeinigt hat. Es ist eine freiwillige Übereinkunft unter Forschenden. Florian Dombois ist Forscher und Künstler zugleich und stellt uns eine neue Interpretation des PREM zur Verfügung. Wir können es hören und sehen. Wissen tun wir, dass die zugrunde liegenden Messreihen "wahr" sind. In welcher Form und weshalb wir an sie glauben – glauben sollten – ist eine Frage, für die es so viele Antworten wie Betrachter und Hörer gibt.

Ein ähnlicher Gegensatz, derjenige zwischen Literatur und Naturwissenschaften, inspirierte Friedrich Dürrenmatt zu Überlegungen, die zu den Arbeiten Florian Dombois' passen: "Das Wissen ist eine dünne Eisdecke über dem kochenden Abgrund des Glaubens. Es deckt den Glauben zu, ohne dessen Macht zu erreichen: Der Glaube treibt im Unterbewussten unkontrolliert sein Wesen (...) Ein Gleichnis. Es lohnt sich, bei ihm zu bleiben. Das Eis ist ein Aggregatszustand des Wassers, die Frage stellt sich, ob nicht Wissen ein Aggregatszustand des Glaubens ist."

Peter Kraut
"Preliminary Reference Earth Model (PREM) 1 & 2" sind eine Annäherung an das geologische Weltmodell, das seit rund zwanzig Jahren in der Forschungsgemeinde als Referenz dient. Der Wollknäuel bildet dieses Modell mit verschiedenen Farben im Massstab 1:2'000'000 ab, wobei die Schablonen als Lehren dienen, mit denen die einzelnen Schichten korrekt gewickelt werden.

Circum Pacific: Messreihen aus fünf seismologischen Beobachtungsstationen rund um den Pazifik sind das Datenmaterial, das durch Bearbeitung zum Klingen gebracht wird. Fünf Lautsprecher bilden die Distanzen der Stationen untereinander massstäblich ab. Das heute für DVDs übliche Audioformat 5.1 – fünf verschiedene Klangquellen plus Bass – wird eingesetzt, um 15 Minuten an Klangmaterial wiederzugeben. Diese 15 Minuten wurden zeitgleich über drei Wochen (1.1.-21.1.2001, komprimiert mit Faktor 2.200) an allen fünf Stationen aufgenommen, somit werden seismische Ereignisse hörbar, die sich lokal an den Stationen ereignen, ebenso wie grosse Beben, die sich quer durch den Pazifik erstrecken.

Acceleration 2.200. Die Andeutung eines überdimensionierten menschlichen Gehörganges steht in einer Ecke des Raumes. Im Innersten sind Lautsprecher, die bearbeitete Geräusche von seismischen Bewegungen von sich geben. Durch verschiedene architektonische Eingriffe im Raum sind diese Geräusche unterschiedlich wahrnehmbar, eine akustische Topographie entsteht, die man selbst schreitend und verweilend entdecken kann.

P.K.

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