Artist | Joseph Kosuth (*1945)

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Joseph Kosuth Five Words in Green Neon 1965 Neonröhren, Transformator, Doku... 157,8 x 204,8 x 15,2 cm

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Joseph Kosuth (*1945)

Five Words in Green Neon

Year 1965
Technique Neonröhren, Transformator, Dokumentationsblatt
Measurement 157,8 x 204,8 x 15,2 cm (H x W x D)
Copyright Joseph Kosuth
Courtesy
Description
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Modified
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Biography

Biography

geboren. 1945 in Toledo (Ohio), lebt in New York und Gent
Objektkünstler, einer der Hauptvertreter der Concept Art
1963-64 Studium am Cleveland Institute of Art Cleveland
1966-71 School of Visual Arts und New School for Social Research New York
Professuren in New York und Hamburg
seit 1991 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
Zahlreiche Anstellungen u.a. Documenta IX

About the work (deutsch)

About the work (deutsch)

Four Colors Four Words - 1996
Im Alter von 20 und 21 Jahren hat der 1945 geborene amerikanische Künstler Joseph Kosuth eine Reihe von Arbeiten geschaffen, die dezidiert tautologischer Art sind. Tautologisch besagt, daß ein Gedanke durch mehrere gleichbedeutende Ausdrücke formuliert werden kann, zum Beispiel: "einzig und allein", "ein weißer Schimmel" oder "aus A folgt A". Mit anderen Worten: Eine tautologische Definition liegt vor, wenn ein Begriff explizit oder implizit durch sich selbst definiert wird. Das Interessante an tautologischen Aussagen/Sätzen ist der erkenntnistheoretische Aspekt, denn die Schlußfolgerungen, die aus solchen Aussagen/Sätzen gezogen werden, sind in diesen nur der Mögilichkeit nach enthalten.
In FOUR COLORS FOUR WORDS, einer Arbeit in vier Neonwörtern aus dem Jahr 1966 leuchtet FOUR in Grün, COLORS in Violett, FOUR in Orange und WORDS in Blau.
Anders als in FIVE WORDS IN GREEN NEON (1965) - alle fünf Buchstaben leuchten einheitlich grün - ist hier zwar das Material 'Neon' nicht angesprochen, jedoch ist die Tautologie nicht weniger schlüssig, denn die Farben treten im sichtbaren Kontext 'Neon', sowohl was die Leuchtintensität, den Schrifttypus als auch die Größe der Buchstaben betrifft, gleichwertig in Erscheinung.
Die tautologische Aussage besagt im Zusammenhang von Kunst, daß das Kunstwerk autonom sei: Es ist es selbst, folglich mit sich selbst identisch. An der Schwelle von Minimal Art zur Konzeptkunst radikalisiert Kosuth den Status des Kunstwerks, den es seit jeher im Visier hat. Dies genau war auch der Anspruch von Künstlern wie Donald Judd, Sol LeWitt und Carl Andre hinsichtlich ihres Schaffens. Da ihr skulpturales Werk aber einzig im Abschreiten, aus verschiedenen Blickwinkeln erfahrbar war, stets als Teil eines Ganzen wahrgenommen werden kann, geht Kosuth einen Schritt weiter: Die Tautologie in Worte gefaßt, zeigt letztlich das Bildferne, das nur Aussprechbare.
Der Künstler Rémy Zaugg hat in seinem 1980 erschienen Buch Die List der Unschuld (Stedelijk van Abbemuseum Eindhoven) gezielt auf die phänomenologische Wahrnehmungsproblematik serieller und tautologischer Strukturen am Beispiel einer Skulptur von Donald Judd hingewiesen.
Das in sich schlüssige Kunstwerk gibt es zu allen Zeiten und in allen Ausdrucksformen. In seinen diversen Ausprägungen quer durch die Jahrhunderte nehmen wir es wahr als das was es ist. Aber was dieses 'IST' letztlich ist, bleibt ein Geheimnis. Nelson Goodman ist wohl derjenige, der ironisch am souveränsten gescheitert ist, dieses IST im Versuch "Was ist Kunst?" zu erklären (in: Weisen der Welterzeugung, Frankfurt/M. 1984, S. 76-83).
Das Geheimnis, das Kosuth in Form einer Tautologie anspricht, ist ein anthropologisches. Er spricht letztlich ein Prinzip an, das bewirkt, vielfältig in Erscheinung tritt, aber selbst nur, geheimnisvoll, mit sich selbst identisch ist.
Verlassen wir mal den Zusammenhang von Kunst und fragen wir, wie ein solches tautologisches Prinzip in anderen Bereichen benannt wird.
Laotse, von dem angenommen wird, daß er zwischen 310 und 290 v. Chr. geboren wurde, schreibt:
"Es gibt ein Wesen,
unbegreiflich, vollkommen,
vor Himmel und Erde entstanden.
So still, so gestaltlos!
Es allein beharrt und wandelt sich nicht.
Durch alles geht es und gefährdet sich nicht.
Man kann es ansehen als der Welt Mutter.
Ich kenne nicht seinen Namen.
Bezeichne ich es,
nenne ich es: Tao.
Bemüht, ihm einen Namen zu geben,
nenne ich es: Groß.
Als groß nenne ich es: Fortgehen,
Als fortgehen nenne ich es: Entfernt,
Als entfernt nenne ich es: Zurückkehren.
Denn Tao ist groß, der Himmel ist groß, die Erde
ist groß
der König ist auch groß.
In der Welt gibt es vier Große,
und der König ist von ihnen einer.
Des Menschen Richtmaß ist die Erde,
der Erde Richtmaß ist der Himmel,
des Himmels Richtmaß ist Tao,
Taos Richtmaß ist sein Selbst."
(in: TAO TÊ King, Zürich, o.J. [1950], S. 88-89)

Als ein weiteres Beispiel sei das Buch der vierundzwanzig Philosophen von Hermes Trismegistos angeführt. Kurt Flasch geht davon aus, daß es sich bei den Texten um eine Kompilation griechischer, arabischer und christlicher Thesen aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts handelt. Auf die Frage "Was ist Gott?" hält die vierte Definition fest: "Gott, das ist der Geist der ein Wort erzeugt und dabei ganz bei sich bleibt." - Die zweiundzwanzigste lautet: Gott ist das / aus dem alles ist, was ist, ohne daß er aufgeteilt würde, / durch den es ist, ohne daß er sich verändern würde, in dem es ist, ohne daß er sich mit ihm vermischen würde." (In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. Mai 1997, Nr. 113)

FOUR COLORS FOUR WORDS ist die Bestimmtheit des Besonderen im Unbestimmten des Allgemeinen. Kosuth schließt das Besondere mit dem Allgemeinen in der für die Kunst radikalsten Form kurz. Die Autonomie des Werks wird nicht etwa postuliert, sondern als in sich schlüssig konstituiert.

Nicht jede Tautologie ist eine wie Joseph Kosuth sie versteht. Die häufig zitierte Aussage "Rose is a rose is a rose" aus Gertrude Steins (1874 - 1946) "The World is Round" (1938, deutsch Klagenfurth 1994) meint ja die Person Rose, die rundherum "Rose is a rose is a rose" in einen Baumstamm ritzt. Angesprochen ist ein Prozeß: "Roses Selbstwerdung läßt sie zwar äußerlich unverändert, doch ebenso wie die Repetition der Zeichen eine Bedeutungsverschiebung bewirkt - „Rose ist eine Rose ist eine Rose“ - so führt die Reise bei Rose zu einer Bewußtseinsänderung. „Jede Art ist eine Abart, auch wenn man es auf dieselbe Art sagt“ (Gertrude Stein)." (Ann Hamilton, in: Frankfurter Rundschau, 8. April 1995, Nr. 84)

Bei der Unterscheidung der Tautologie von Kosuth und Stein gilt die Argumentation John L. Austins. Er sagt: "Während der Sinn eines Satzes, der sich auf ein Sinnesdatum bezieht, ganz genau durch die Regel bestimmt wird, die ihn mit diesem Sinnesdatum verbindet, ist solche Genauigkeit nicht erreichbar in dem Fall eines Satzes, der sich auf ein materielles Ding bezieht. Denn die Aussage, die solch ein Satz ausdrückt, unterscheidet sich von einem Satz über ein Sinnesdatum insofern, als es keine beobachtbaren Tatsachen gibt, die sowohl eine notwendige, wie eine hinreichende Bedingung für seine Wahrheit liefern würden." (In: Sinn und Sinneserfahrung, Stuttgart 1975, S. 156)
Als "Sinnesdatum" wären hier die vier (verschiedenen) Farben in Form von vier Wörtern zu verstehen. Als "materielles Ding" wäre die Person Rose anzusehen und das Suchen und Finden des Weges zu sich selbst. Der fiktionale Rahmen sprengt dessen Formalisierungsmöglichkeit, auch wenn die Protagonistin Rose die Quintessenz ihrer Erkenntnis in eine "Formel" zu bannen weiß. (Die dreifache Wiederholung von Rose enthält ja bereits die Tendenz einer Dissoziation von Zeichen und Bezeichnetem. Aber an sich genommen, könnte man die dritte Wiederholung auch als eine beharrende, insistierende Verstärkung der Tautologie bezeichnen, die jedoch wiederum einen Akteur voraussetzt: jemand, der beispielsweise engagiert, ja rechthaberisch behauptet, daß [eine] Rose eine Rose und nicht eine Blume sei, was das Austin'sche "materielle Ding" erneut ins Spiel bringt.
Auch Marcel Duchamps (1887 - 1968) Ready Mades unterscheiden sich deutlich von Kosuths Tautologien, denn beispielsweise die zum Ready Made deklarierte Schneeschaufel (1915, Original vermißt, rekonstruiert 1945) trägt bekanntlich den Titel, dergestalt von Duchamp 1945 signiert: "In Advance of the Broken Arm / Marcel Duchamp" (Vorversuch zum Gebrochenen Arm). Dieser "Gebrochene Arm" ist nun wiederum als eine Hommage an den Dichter Stéphane Mallarmé (1842 - 1898) zu verstehen. Denn „mal armé“ heißt "schlecht bewaffnet". Und in der Tat will diese, die Dichtkunst des 20. Jahrhunderts kongenial bestimmende schöpferische Leistung von Mallarmé "entziffert werden aus einer Sprache, die nur dieser Autor schreibt." (Hugo Friedrich). Das aber genau trifft auch auf das Schaffen von Duchamp zu, dessen Werk nicht weniger die Kunst dieses Jahrhunderts beeinflußt hat.
Duchamp sieht sich und den Künstler als denjenigen, der den Weg zuerst freischaufeln muß. Insofern ist er ungenügend ausgerüstet oder "schlecht bewaffnet", vor allem dann, wenn die Schneeschaufel die schweren Brocken von Geschmacksurteilen zu beseitigen hat. Damit fällt auch diese Tautologie gefundenes Objekt (Schneeschaufel) wird 1:1 in den Kunstkontext als Sprachobjekt übertragen - in den Bereich des von John L. Austin postulierten "materiellen Dinges", insofern es eine assoziative, nicht aber eine in sich selbst identische Definition zuläßt.

Text von Jean-Christophe Ammann

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