Artist | Mario Rizzi (*1962)

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    • Mario Rizzi

      Untitled #17, from "barbarahome"1998
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      Untitled, from "Cosmos"1996
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      Untitled, from "Ashes"1997
    • Mario Rizzi

      Untitled, from "Ashes"1997

Biography

Biography

geboren 1962 in Barletta (Italien)
Studium der Medizin, Kunstgeschichte und Fotografie
Eingeladen von der Mondriaan Stiftung von Amsterdam für die "Fifth Season" 1997

About the work (deutsch)

About the work (deutsch)

Als der sowjetische Astronaut Gagarin im Jahr 1961 das erste mal in einem Sputnik die Erde umkreist hatte, wurde von ihm die Aussage kolportiert, er habe Gott dort nicht gesehen. Ebenso scheint mit der vollständigen Entschlüsselung der menschlichen DNS auch das letzte Geheimnis über das Mensch-Sein offengelegt zu sein. Der Mensch ist auf seine materielle Existenz reduziert. Andererseits ist gerade aus Kreisen der Atomphysiker bekannt, dass sie auf Grenzbereiche des Wahrnehmbaren und Erfahrbaren stoßen, wo Gewissheit fraglich, unumstößliche Aussagen schwierig und die Grenze zwischen Wissen und Glauben kaum mehr erkennbar ist.

Ob der Mensch in das Universum vorstößt oder in die Welt der Elementarteilchen, letztendlich ist er dabei immer auch auf der Suche nach sich selbst und seiner Erkenntnisfähigkeit. Kunst hat seit der Moderne häufig Fragestellungen thematisiert, die parallel zu wissenschaftlichen verliefen. Denken wir an den psychischen Automatismus der Surrealisten und sein Verhältnis zur Psychoanalyse, dessen Folgen bis Jackson Pollock reichen, denken wir an die Spurensicherung oder an Bernd und Hilla Bechers enzyklopädisches Dokumentieren und ihr Verhältnis zu wissenschaftlicher Datenerfassung oder, um ein aktuelles Beispiel zu nennen, den gegenwärtig im Kölnischen Kunstverein stattfindenden Dialog zwischen Lawrence Weiner und Cildo Meireles über Wissen, Vorstellen und Denken. Es gibt viele Aspekte in der Gegenwartskunst, die man als eine andere Form der Wissenschaft bezeichnen könnte.

Photographie, so könnte man meinen, kann hier keinen Beitrag leisten, es sei denn im Rahmen des Dokumentierens, denn schließlich ist sie an das reine Abbilden gebunden. Ein Photo, so hat es Richard Avedon einmal formuliert, sei eben nicht in der Lage hinter die Oberfläche zu blicken. Doch gerade er hat sich bemüht, immer wieder den Gegenbeweis anzutreten und mit den Bildern seines sterbenden Vaters, vor allem jedoch mit der Portrait-Serie über Oskar Levant, den Gegenbeweis anzutreten.

Wer die Arbeit von Mario Rizzi in den vergangenen fünf Jahren verfolgt hat, mag sich mitunter über eine gewisse Sprunghaftigkeit in der Thematik gewundert haben. Da stand ganz am Anfang, im Jahr 1995 eine Arbeit mit dem Titel "Anne", eine zärtliche Erinnerung an die Begegnung mit einer jungen Frau. Darauf folgte die Serie "Tattoo", eine farbige Bildfolge, bei der Mario Rizzi ein einziges Tattoo photographierte und sich dabei immer näher an seinen Gegenstand herantastete, bis er auf die Kraterlandschaft der Haut stieß. Das nächste war eine Bildfolge über die Mumien in den Katakomben von Palermo, eine Thematik, die übrigens auch Avedon interessiert hatte. Mario Rizzi interessierte sich jedoch für die Gesichter, als ob er noch Reste von Leben oder Spuren der Persönlichkeit in ihnen suchen würde. Die Sequenz "Ashes" konfrontiert uns dann mit der Leichenverbrennung in den Krematorien, Bilder, die uns die Flüchtigkeit des Daseins und unser Eins-Sein mit der Namenlosigkeit materieller Existenz vor Augen führen. Uns Deutschen drängen sich jedoch auch zwangsläufig Bilder brennender Leichen in Konzentrationslagern auf. In seiner jüngsten Serie kehrt Mario Rizzi zum Portrait zurück, operiert jedoch mit den technischen Möglichkeiten der Photographie, mit Unschärfen, aber auch mit digitalen Bearbeitungen, wie der Aufrasterung durch Pixel.

Kehren wir zum Ausgangspunkt meiner Ausführungen zurück und blicken von dort auf das, zwar nur punktuell, doch dennoch weitgehend ausgebreitete Werk, so erschließt sich mit einem Mal ein Zusammenhang. Mario Rizzi hat nie aufgehört, sich für Fragen nach der menschlichen Existenz zu interessieren: Was ist das Wesentliche an ihr, was bleibt nach dem Tod, welchen Stellenwert hat dabei die Materie, gibt es etwas, welches bleibt, wenn diese vergangen ist. Ich habe beim Durchblättern des Kataloges zur ersten Serie mit dem Titel "Anne" festgestellt, dass ich in meinem Textbeitrag schon angesichts dieser Serie den Eindruck hatte, dass der Dialog zwischen Erotik und Tod spürbar sei. So weit entfernt die damalige erzählerische schwarz / weiß Serie stilistisch von Mario Rizzis späterem Werk auch sein mag, sosehr ist jedoch bereits dort, die folgende Thematik präsent.

Sobald dies erkannt ist erweisen sich die verschiedenen WerkbIöcke als Versuche, sich mit unterschiedlichen Themen und verschiedenen Vorgehensweisen dem Problem und seiner Erschließung zu nähern.

Die Reihe "Tattoo" verweist auf Zeichen, die sich der Mensch eingraviert, da er sich so sehr mit ihren Bedeutungen identifiziert, dass er sie zu einem untrennbaren Teil seines materiellen selbst macht. Die von Mario Rizzi verwandte Methode des immer tieferen Eindringens in den Gegenstand, der ständigen Annäherung an die Hautoberfläche betont die Materialität des Bildgegenstandes, die dann in einem spannungsvollen Dialog mit den metaphorischen Zeichen stehen, die auf ihr eingraviert sind. Die dort angesprochenen Träume, Wünsche und Ideale materialisieren sich mittels Zeichen, die sich in der größten Nähe dieser Materialität jedoch wieder entledigen und in reine Farbe und Strukturen auflösen.

Die Serie "Dignity" zeigt Beispiele von ausgetrockneten, leeren Hüllen, deren tote Materialität im Gegensatz zu der Aura steht, die sie umgibt. Wir meinen im Angesicht dieser Totengesichter noch menschlichen Ausdruck zu verspüren, wir haben das Gefühl, lebenden Toten ins Gesicht zu blicken. Nicht umsonst haben sich von diesen Mumien so zahllose Photographen herausfordern lassen. Sie sind reine, tote Materie, doch werden sie durch die Projektionen unserer Phantasie wieder lebendig.

"Ashes" dagegen konfrontiert uns mit dem absoluten Ende alles lebendigen in der Glut des Feuers. Noch sind Konturen von Körpern zu erkennen, identifizieren wir menschliches Gebein, doch was bleibt ist Asche, reiner Kohlenstoff und mitunter Relikte von Beigaben, wie ein fragmentierter Porzellanputto. Alles übrige hat das Feuer in die Atmosphäre geschickt, wo es sich die Natur wieder aneignet. Die Serie "Ashes" konfrontiert uns mit dem alten biblischen Spruch "Staub bist du und zu Staub sollst du wieder werden", führt uns vor Augen, dass unsere Existenz nur ein Augenblick in der Erdgeschichte ist. Damit führt sie uns aber auch wieder zwangsläufig hin zu der Frage, was über das Materielle hinaus menschliche Existenz ausmacht.

Dadurch kommt Mario Rizzi in seiner jüngsten Serie wieder auf das menschliche Gesicht zurück. "Barbarahome" ist eine Portraitserie, in der sich Mario Rizzi mit unterschiedlichen Techniken diesem Gesicht annähert, als wolle er versuchen, dem Statement Richard Avedons, der Photograph könne nicht hinter die Oberfläche blicken, entgegen zu treten. Unschärfen, Farbveränderungen, Farbpolarisation und Aufrasterung sind Bildmittel, mit deren Hilfe Mario Rizzi der Oberfläche entkommen will, mit denen er Bildmittel jenseits des reinen Abbildens sucht.

Noch ist die Basis dieser Bilder Photographie, noch liegen ihnen Momente zugrunde, in denen sich Bruchteile von Sekunden lang, die Wirklichkeit selbst abbildete. Dieser Augenblick ist die Crux. Solange er vorhanden ist, besteht die Verbindung zur Realität, handelt es sich um Photographie. Jenseits davon, im virtuellen Bild, oder in der Malerei, mag der Bewegungsspielraum der künstlerischen Phantasie größer sein und damit auch die Möglichkeiten allgemeine Wahrheiten zu konstatieren. Gleichzeitig enthebt sich der Künstler jedoch der Möglichkeit, seine Erkenntnis für andere nachvollziehbar in einen unmittelbaren Bezug zur Wahrnehmung seines Auges zu setzen. Solange bildende Kunst jedoch eine Kunst ist, die sich über das Auge vermittelt bleibt dieser Aspekt jedoch wichtig und unverzichtbar.
Text von Reinhold Mißelbeck, 18.08.2000

Solo Exhibitions (selection)

Solo Exhibitions (selection)

1994 Teatro Furio Camillo, Rom
1995 Galerie il Punto, Bologna
1996 italienisches Kulturinstitut, Barcelona
1996 Zentrum für Fotografie, Amsterdam
1996 Französisches Kulturzentrum, Palermo
1996 Museum für moderne Kunst, Buenos Aires
1997 Artothek Alliance, Bari
1997 in focus, Galerie am Dom, Köln
1997 Galerie Pennings, Eindhoven
1997 in focus Galerie am Dom, Köln, Deutschland
1998 Povarzska Kunst Museum, Zilina, Slovakische Republik
1998 Musée d'Arts Plastique Albert Chanot, Clamart, Frankreich
1999 Het Vijfde Seizoen, Den Dolder, Niederlande
2000 Finnisches Museum für Fotografie, Helsinki, Finnland
2000 In focus Galerie am Dom, Köln, Deutschland
2001 "Neue Bilder", Den Hague, Niederlande

Group Exhibitions (selection)

Group Exhibitions (selection)

1994 "Focales 94", Espace J. Vilar, Coudekerque-Branche
1996 "Raccolta F. Franco Fontana", Galerie Civica, Modena, Italien
1997 "Heaven", P.S. 1, Contemporary Art Center, New York, USA
1998 "Die ständige Sammlung: Hauptwerke", Museum für Fotokunst, Odense, Dänemark
1999 "Das Bild und die Erinnerung" Haus der Kunst, Bordeaux Universität, Frankreich
1999 "Babele V", Deutsche Akademie, Villa Massimo, Rom, Italien
2000 "In Video Veritas: Visioni Italiane", Accademia Britannica, Rom, Italien

Collections of Photography

Collections of Photography

National Bibliothek, Paris
Museum Reattu, Arles
Museum Nicéphore Niepce, Chalon-sur-Saone
Museum de l'Elysée, Lausanne
Italienisches Kulturinstitut, Barcelona
Escuela Argentina de Fotografia, Buenos Aires
Galerie Civica, Modena
in focus, Galerie am Dom, Köln

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Maja Bajević (2)- 40
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Rana Hamadeh (2)- 4
Mélik Ohanian (2)- 27
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Exhibitions by type
11:   4 / 3 / 4 / 0
Venues by type
10:   3 / 3 / 4 / 0
Curators 7
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Countries - Top 5 of 6
Germany (2)
Finland (1)
Sweden (1)
Netherlands (1)
United Arab Emirates (1)
Cities - Top 5 of 9
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Köln (2)
New York (1)
Helsinki (1)
Göteborg (1)
Venues (no. of shows ) Top 5 of 10
in focus galerie - Burkhard Arnold (2)
Finnish Museum of Photography - Suomen valokuvataiteen museo (1)
Sharjah Art Museum (1)
Göteborg International Biennial for Contemporary Art - GIBCA (1)
Neuer Berliner Kunstverein - NBK (1)
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Mario Rizzi

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Kunstamt Wedding S Apr 2017 - Jun 2017 Berlin (Wedding) (15) +0
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Badischer Kunstverein G Apr 2016 - Jun 2016 Karlsruhe (174) +0
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