1954 geboren in Aachen
1975 Abitur
1976 - 83 Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf - Bildhauerei und Integration Kunst und Architektur bei Prof. Kamp und Prof. Reusch
1983 Meisterschüler bei Prof. Reusch
1987 - 88 Lehrauftrag an der Hochschule für Bildende Kunst, Braunschweig
1991 Gastdozentur an der Staatl. Kunstakademie in München
lebt und arbeitet in Düsseldorf

Maskeraden und Spiegelungen. Über die Sprengkraft des Ähnlichen

Jene - inzwischen ja schon weidlich beschriebene - "Ästhetik des Zitats" prägt nicht nur die zeitgenössische Kunst ganz allgemein, sie kennzeichnet in gewisser Weise auch Wolfgang Robbes Werk, seine Arbeiten ab Mitte der 80er Jahre. Während jedoch die Postmoderne ihre kunsthistorischen Quellen zumeist skrupellos ausbeutet, das Zitierte zu einer beliebig funktionalisierbaren Manövriermasse degradiert, sucht Robbe die Auseinandersetzung mit seinen "Vor-Bildern", mit den Kontexten für die und in denen seine Kunst entsteht. Seine architektonisch-skulpturalen Installationen definieren sich als Reaktionen auf vorgegebene Situationen, Räume oder gar "immaterielle" Systeme - wie den Kunstmarkt -, sie leben aus einem Spannungsverhältnis zwischen Zitat und Zitiertem, das sowohl gegen die Transzendenz und Aura des autonomen Kunstwerks, als auch gegen die Oberflächenästhetik der Postmoderne opponiert. An die Stelle einer reinen Selbstreferenz tritt bei ihm der Dialog, eine Befragung der konkreten, meist architektonisch bestimmten Lebensumwelt, die sich, wie immer gebrochen und verfremdet, in seinen lnstallationen spiegelt.

Schon die frühen, zu Beginn der 80er Jahre entstandenen Arbeiten dokumentieren diesen Ansatz, wenn sie etwa durch das Medium Wasser Räume spiegeln und zugleich kühn verbinden (Gelsenkirchen 1982), oder wenn Robbe 1984 ein in Kooperation mit anderen Düsseldorfer Künstlern errichtetes Miniaturmuseum mit der Zweckarchitektur einer aufgegebenen Fabrikhalle konkurrieren läßt. Tatsächlich auch eine Zeitlang für Wechselausstellungen genutzt, ist diese, "Haus Waende" benannte, Ausstellungsarchitektur als eine Metapher für die prekäre Existenz von Kunst in einer technisch-industriellen Umwelt zu deuten, als eine Auseinandersetzung zudem, in der Robbe - unterstützt von seinen Mitstreitern - den im Ansatz schon Ende der 70er Jahre (Düsseldorf 1979) erprobten Dialog zwischen Architektur und architektonisch-plastischer Form aufgreift und vertieft. Seither bestehen seine Werke aus architektonischen Versatzstücken, aus Wänden und Fassaden, die, teils verfremdend, teils tautologisierend, Räume besetzen, verschalen oder umstrukturieren.

So kaschierte er einen Lagerraum des ,Alten Museums Mönchengladbach" mit einer Kulissenarchitektur, die, nur Teile der Eingangsseite aussparend, als "Einsatz" kenntlich gemacht wurde (Mönchengladbach 1985). Der Besucher erlebte dadurch einen Raum im Raum, dessen makellose Sterilität mit jenen Spuren von Geschichte kollidierte, die die frei gelassene, eben nicht verborgene Wand des Lagerraums offenbarte. Resultat war ein Kontrast zwischen dem augenscheinlich Präsenten und dem nur imaginativ zu Erschließenden - der Geschichte des weitgehend kaschierten Lagerraums -, ein Kontrast, der, in anderer Form, auch seine "Chambre-d'Amis"-Installation auszeichnete (Gent 1986). Auch hier maskierte er Räume durch den Einbau schmucklos-neutraler (Keller-)Wände, freilich nur mit dem Ziel, die durch wenige, allerdings signifikante Verweise herbeizitierte Wohnzimmerbehaglichkeit - im Modus der Abwesenheit - nur um so wirkungsvoller zu vergegenwärtigen.

Robbes Maskeraden inszenieren kein postmodernes Spiel der Täuschung, die Maskierung dient letztlich einer Demaskierung, einem Erkenntnisprozeß, der auch vor der Offenlegung der Mechanismen und Fassaden des institutionalisierten Kunstlebens nicht haltmacht. So spiegelte eine fingierte Galerie mit festem, wenngleich groteskkontrastiven Ausstellungsprogramm die Profilierungszwänge und modischen Wechselbäder des Kunstmarktes, um sie in der Überpointierung ad absurdum zu führen (Düsseldorf 1987, in Zusammenarbeit mit Heike Pallanca). Die nur scheinbare Affirmation wurde Robbe hier zum Sprengsatz, zum Motor eines subversiven Spiels, dessen Regeln die der Mimikry, des Enthüllens durch Anpassung sind. Robbe thematisiert die Kontexte seiner Kunst durch ein irritierendes Zitieren, durch eine verfremdende, gelegentlich fast karikierende Widerspiegelung. Seine Arbeiten sind Spiegel, die die Fassaden der Wirklichkeit, die Fassaden des uns alltäglich Umgebenden und deshalb nur selten wirklich Gesehenen beleuchten, sie sind, getreu der Spiegelsymbolik, Hieroglyphen der Wahrheit: Reflektoren und Reflexionen zugleich. Sie fordern eine Überprüfung der Realität, sie fordern den wachen Blick - das Schauen und Reflektieren, das Sehen und Nachdenken.

Christoph Schreier
in: „Im Lärm der Stadt“, Stiftung Niedersachsen / Sprengelmuseum Hannover, 1991

1983 "Förderpreisträger für bildende Kunst", (Katalog), Städt. Galerie, Düsseldorf
1987 "Wolfgang Robbe", présenté par C. Arthus-Bertrand, Galerie Maubrie, Paris
1989 "Über gestern und morgen", (Katalog SLALOM), Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf
1990 "The revival of the nineties", John Gibson Gallery, New York
1990 "Wolfgang Robbe", (Katalog), Wilhelm - Lehmbruck - Museum, Duisburg
1991 "Mehr Tag als Nacht", Kunstverein Kassel
1992 "Wolfgang Robbe - Réflecteurs, absorbeurs et émetteurs", Galerie Etienne Tilman, Bruxelles
1993 "Restlichtverstärker und ergänzende Gerätschaften", Galerie Friebe, Lüdenscheid
1993 "z.B. Multipolarer Vierfarbenwechselgenerator", Neuer AachenerKunstverein
1993 "Viele Grüße aus Braunschweig!", Michael Schwarz, Braunschweig
1994 "Vive la collection Rudolf Kaiser", Faux Mouvement, Metz
1994 "Wolfgang Robbe", Vereenigung voor het museum van hedendagse Kunst te Gent, Museum van Heedendagse Kunst, Gent
1994 "Konzert für Wuppertal", Kunstraum Wuppertal
1995 "Flik-Flak" - eine Installation - École des Beaux Arts de Dunkerque, Dunkerque
1996 Galerie Friebe, Lüdenscheid
1996 "Sehachsenkreuz für Münster - der gemeinsame Blick", Wewerka-Pavillon, Münster
1997 Dauerinstallation Begegnungsraum Justizvollzugsanstalt Kleve

1979 "Rund um den Hofgarten", Klasse Kamp, Hofgarten Düsseldorf (Katalog)
1981 "Vor dem Abbruch", Kunstmuseum Bern (Katalog)
1981 Kunstpreis Junger Westen", Kunsthalle Recklinghausen (Katalog)
1982/83 "Junge Bildhauer in Düsseldorf", Skulpturenpark Seestern (Katalog)
1984 "Wolfgang Robbe zeigt van Dorp", Schaufensterinstallation im Rahmen der 1. Bonner Kunstwoche
1984 "Á Pierre et Marie - une exposition en travaux 8, une exposition en trevaux 9", Kirche, Rue d'Ulm, Paris
1985 "Die sich verselbständigenden Möbel", Von-der-Heydt-Museum, Wuppertal
1986 "Chambre d'Amis", Museum van Heedendagse Kunst, Gent (Katalog)
1986 "Durchgehend geöffnet", Kunstverein Siegen (Katalog)
1987 "Vis à Vis", Musée St. Denis, Reims
1987 "Leicht erhöhte Temperatur", Schloß Parz, Grieskirchen, Österreich
1988 "Entwürfe", Kleinsimlinghaus Ausstellungen, Düsseldorf
1988 "Kunstkongress", Kunstverein Hamburg (SLALOM)
1988 "Tielt Beelden Buiten", (SLALOM), Tielt, Belgien
1988 "Abstract tendencies in new German Art" Karl Bornstein Gallery, Santa Monica, USA
1989 "Intuition" (Katalog), John Gibson Gallery, New York
1989 "In between and beyond - from Germany", The Power Plant, Toronto (Katalog)
1989 "Effets de mirroir", Centre d'art contemporain, Herblay, France
1989 "D & S - Ausstellung", (Katalog), Kunstverein und Kunsthaus Hamburg
1989 "Buena Vista", curated by Collins and Millazo, John Gibson Gallery, New York
1990 "Three German Sculpturs - Bosslet, Robbe, Staehle", Anthony Ralph Gallery, New York
1990 "Trans Europe Express" (Katalog), John Gibson Gallery, New York
1990 "Le Merveilleux et la Périphérie", (Katalog), Musée d'art moderne d'espace Nord, Liège
1991 "Eurocard", John Gibson Gallery, New York
1991 "Im Lärm der Stadt", (Katalog) Stiftung Niedersachsen - Sprengel-Museum, Hannover
1991/92 "Opus 13", (Katalog) Museo d'arte moderna, Bolzano
1992 "The Eighties", John Gibson Gallery, New York
1992 "A Humpty Dumpty's Caleidoscope - a new generationof German art", (Katalog)
Museum of Contemporary Art, Sydney, Australien
1994 "Übergriff - Werke zur Malerei" Bosslet, Katase, Robbe Galerie Friebe, Lüdenscheid
1995 "Reflektorbereich, modifiziert“ Dauerinstallation FH-Bund, Brühl
1996 "Ein Haus voller Häuser" Lindinger + Schmid Kunstprojekte, Regensburg
1997 "German photographs", John Gibson Gallery, New York
1997 "The Oscars", Galerie La Nuova Pesa, Rom
1997 "STADT(t)ART", Kunst in 56 homöopathischen Dosen, Kultursekretariat NRW

1982 "ULTIMO", (Katalog) Architektur als Skulptur, Totalinszenierung vor dem Abriß, Kunstsammlung Gelsenkirchen
1982 "REAL", Architektur als Skulptur, Totalinszenierung eines ehemaligen Wohnhauses mit zugehöriger Gaststätte, Oberbilker Markt, Düsseldorf
1983 "ANSTATT", (Katalog) Totalinszenierung des ehemaligen Kocherspitals, Bern
1983 "Kurt Schleuder-Giesser empfiehlt", Totalinszenierung einer desolaten Fabrikhalle, Münsterstrasse, Düsseldorf
1984 "HAUS WAENDE", (Katalog) Miniaturmuseum und Skulptur, Fabrikhalle, Münsterstrasse, Düsseldorf
1985 "Wiedereröffnung HAUS WAENDE", Totalinszenierung des alten Museums Bismarckstrasse, Mönchengladbach
1987 "HAUS WAENDE - memory", SLALOM, Salon am Burgplatz, Düsseldorf
1987 "SLALOM, Salon am Burgplatz - ein Spiel in zwölf Akten", (Katalog) Simulation einer Galerie mit gespielter Galeristin und realem Programm, Düsseldorf

1978 Reisestipendium (Gruppe), Staatl. Kunstakademie Düsseldorf
1979/80 1. Preis im Wettbewerb: Künstl. Neugestaltung des Bundesbauministeriums Bad Godesberg (Gruppe)
1980 Preis der Stl. Kunstakademie Düsseldorf
1983 Reisestipendium der Staatl. Kunstakademie Düsseldorf
1983 Förderpreis für bildende Kunst der Stadt Düsseldorf
1985 - 86 Staatl. Graduiertenstipendium
1989 - 90 Wilhelm - Lehmbruck - Stipendium, Duisburg
1989 Kataloge für junge Künstler, Krupp - Stiftung
1993 Arbeitsstipendium, Kunstfond e.V.

1982 - Eugen Gomringer, ULTIMO, Katalog Kunstsammlung Gelsenkirchen
1983 - Eugen Gomringer, KUNSTFORUM International Nr. 59, S. 92-107
- Heiner Stachelhaus, Das Kunstwerk, Dezember 1983
- Heiner Stachelhaus, "An anderen Orten, Räume und Installationen" Katalog Wolfgang Robbe anläßl. Förderpreisverleihung Städt. Galerie Düsseldorf
1984 - Peter Schöni, "Neue Kunsträume", S. 1 u. 2, Magazin Basler Zeitung 14.1.84
- Gerhard Johann Lischka, "Das Kocherspital Bern", Fotografie, Kultur jetzt, Nr. 34
- Heinz Thiel, "Künstlerszene Düsseldorf", KUNSTFORUM International, Bd. 76
1985 - Ursula Peters, Interview Katalog: "Die sich verselbständigenden Möbel", Von-der-Heydt-Museum, Wuppertal
- Christoph Schreier, "Was heißt hier Kunst, was heißt Museum? Das HAUS WAENDE im alten Museum Mönchengladbach", Edition HAUS WAENDE
1986 - Jan Hoet, "Chambre d'Amis", Katalog zur Ausstellung in Gent, Museum van Heedendagse Kunst
1987 - Maria Kreutzer, KUNSTFORUM International, Bd. 92: "Slalom-Salon am Burgplatz / ein künstlerisches Projekt"
1988 - Noemi Smolik, Artefactum Nr. 22: "Slalom - wie wirklich ist unsere Kunst?"
- Wolfgang Max Faust, Wolkenkratzer Nr. 3: "Kunstkongress 88: Stille Helden stellen vor..."
- Heike Pallanca und Wolfgang Robbe, Künstlerbuch "Slalom, Salon am Burgplatz", Kunstverein Düsseldorf
- Noemi Smolik, "Slalom, der Name für eine Galerie?"-"Wie wirklich ist die Kunst? Slalom durch den Salon." ebd.
- Christoph Schreier: "Slalom statt Schlußfahrt - Wege der zeitgenössischen Kunst im Spiegel des 'Salon am Burgplatz'"- ebd.
- Jiri Svestka, "Nachwort", ebd.
- Louise Dompierre, Katalog "In between and beyond- from Germany", S. 99-116, The Power Plant, Toronto
- Noemi Smolik, Katalog "In between and beyond- from Germany": "Die ewige Wiederkehr des Neuen", S. 133-138
1989 - Rudolph Kaiser, "Wolfgang Robbe: Simulated walls as reflektors of time", 1989, Katalog "Intuition", John Gibson Gallery, New York
- Wolfgang Max Faust, in: Wolkenkratzer Nr. 6/1989, S. 6. "Editorial", u. S. 22-34 "Zwischenformen"
1990 - Paolo Bianchi, "Künstlerpaare", in: KUNSTFORUM International, Bd. 106, März/April 1990
- Wout Nierhoff, NIKE, New art in Europe, "Drei Jahre SLALOM - Prinzipielles über eine andere Gangart"
- Collins & Milazzo, in Katalog "Trans-Europe-Express", John Gibson Gallery, New York 1990

"ULTIMO" - zusammen mit Marek, Olsen, Pallanca, Roth, Stullmann, Hrsg. Kunstmuseum Gelsenkirchen 1982
"Wolfgang Robbe" - Hrsg. Stadt Düsseldorf anläßlich des Förderpreises für bildende Kunst 1983
"HAUS WAENDE" - Edition zusammen mit Demary, Lieber, Pallanca, Schmitt Eigenverlag Düsseldorf 1985
"SLALOM - Salon am Burgplatz" - Katalogbuch zusammen mit Heike Pallanca, Hrsg. Kunstverein Düsseldorf 1989

"Vor dem Abbruch" - Kunstmuseum Bern 1981
"A Pierre et Marie" - une exposition en traveaux, Paris 1984
"Die sich verselbständigenden Möbel" - Von-der-Heydt-Museum, Wuppertal 1985
"Chambre d'Amis" - Museum van Hedendagse Kunst, Gent 1989
"Leicht erhöhte Temperatur" - Schloß Parz, Österreich, Hrsg. Kleinsimlinghaus, Düsseldorf 1987
"Beelden Buiten" - Stadt Tielt, Belgien 1988
"Intuition" - John Gibson Gallery, New York 1989
"In between and beyond: from Germany", The Power Plant, Toronto 1989
"D & S Ausstellung" - Kunstverein Hamburg 1989
"Trans-Europe-Express" - John Gibson Gallery, New York 1990