Artist | Alfred Niedecken (*1956)

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      Der Weg ist das Ziel I1990

Biography

Biography

1956 Geboren in Ingelheim am Rhein
1982 - 1984 Universität Mainz; Gasthörer im Fachbereich Kunstpädagogik bei Professor Dr. Hermann von Saalfeld (Zeichnen) und Josef Jost (Malerei)

1983 - 1986 Freies Arbeiten in den Ateliers von Bernd Baumbach (Mainz), Carol Rousin (Mainz), Heinrich Dehmel (Bad Homburg) und Frank Leissring (Bad Homburg/Perpignan) mit den Schwerpunkten Akt, Farbkomposition, Landschaft, Architektur
1990 Siebdruck bei Werner Gassner, Darmstadt
1992 Tiefdruck bei Professor Jacek Rybczynski (Kunstakademie Posnan) in der Graphik-Werkstatt Klodzko, Polen
1993 Formen mit Ton, Imperia-Montegrazie, Italien
1996 Arbeitsaufenthalt in der Volksrepublik China, Institut für traditionelle chinesische Malerei, Xian
Seit 1997 Einzelbetreuung von Bewohnern des Zentrums für soziale Psychiatrie, Eichberg, Eltville
1998 Studienaufenthalt in den USA, Schwerpunkt New York, Manhatten
1998 Arbeitsaufenthalt in Italien, Region Imperia, Ligurien
1999 Studienaufenthalt in den USA, Schwerpunkt New York, Manhatten

Alfred Niedecken lebt und arbeitet in Gau-Algesheim

Solo Exhibitions

Solo Exhibitions

1985 Galerie Garnier's Keller, Friedrichsdorf im Taunus
1986 "La Camargue", Nierstein
1987 Aids-Hilfe, Mainz
1988 Klinikum der Johannes Gutenberg Universität, Mainz
1989 Künstlerhof "La Maison de Marie", Saulheim/Rheinhessen
1990 Künstlerhaus Mousonturm, Frankfurt am Main
1990 McCann-Erickson, Frankfurt am Main
1990 Galerie Gres, Buchmesse, Frankfurt am Main
1990 Schloß Kloppenheim, Karben
1990 Schweizerischer Bankverein, Frankfurt am Main
1991 Galerie Gres, Frankfurt am Main
1991 Mainzer Kammerspiele, Mainz
1992 Keramikwerkstatt Beatrice Brauen, Imperia-Montegrazie (Italien)
1992 Graphikwerkstatt Klodzko (Polen)
1993 Galerie Lisa Daun, Mainz
1993 Altstadt Goldschmiede Mainz
1997 Arbeitsstipendium des Landes Rheinland-Pfalz für Israel, Ausstellung im Kibbuz Nir Eliahu, Tel-Aviv
1998 Kulturhaus Rigi, Weggis / Luzern, Schweiz
1998 Friedenskirche, Mainz
1998 Aengevelt, Frankfurt am Main

Group Exhibitions

Group Exhibitions

1987 Museum Altes Rathaus, Ingelheim am Rhein
1989 Gesundheitsamt, Trier
1991 Galerie Gres, Buchmesse, Frankfurt am Main
1991 Communità Internazionali degli Artisti, San Remo-Bussana Vecchia (Italien)
1992 Galerie"Z", Nijmegen (Niederlande)
1992 Communità Internazionali degli Artisti, San Remo-Bussana Vecchia (Italien)
1993 Galerie Melletin, Köln
1993 Kunsthandlung Evers, Taunusstein
1993 Communità Internazionall degli Artisti, San Remo-Bussana Vecchia (Italien)
1994 Galerie am Schweizer Platz, Art Frankfurt
1995 Galerie am Schweizer Platz, Frankfurt am Main
1995 Galerie am Schweizer Platz, Art Frankfurt
1995 Kulturhaus Rigi, Weggis (Schweiz)
1997 Galerie Barbara von Stechow, Frankfurt am Main
1998 Galerie Barbara von Stechow, Art Frankfurt
1998 Kurhaus Wiesbaden

Public and Private Collections

Public and Private Collections

Schweizerischer Bankverein, Frankfurt am Main
Hotel Krone, Assmannshausen
Gerhard Spütz & Partner GmbH, Frankfurt am Main
ATS GmbH, Bad Dürkheim
Akron Immobilien, Frankfurt am Main;
Private Sammlungen in Deutschland und der Schweiz

About the work (deutsch)

About the work (deutsch)

Ein Porträt von Alfred Niedecken

Der 1956 geborene Alfred Niedecken hat nach seinem Studium der Ma-lerei bei Josef Jost und der Zeichenlehre bei Professor Hermann von Saalfeld an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz in verschiedenen Ateliers seine Ausbildung fortgeführt.

Anfang der 80er Jahre fand er schnell den Zugang zu den Ateliers von Bernd Baumbach (Mainz), Carol Rousin (Mainz), Heinrich Demel (Bad Homburg) sowie Frank Leissring (Bad Homburg/Perpignan) und setzte sich intensiv mit der künstlerischen Darstellung des Aktes, der Landschaft und der Architektur auseinander.

In seiner ersten Ausstellung im Garnier's Keller in Friedrichsdorf (1985) mit dem Titel "Visionen" setzte Alfred Niedecken real Erlebtes in Beziehung zu Zukunftsvisionen. Die Farbstiftzeichnungen und Aquarelle dieser Ausstellung zeigen Elemente und Fragmente aus der freien Natur, die aus dem natürlichen Sinnzusammenhang herausgetrennt werden. Losgelöst vom Zwang der totalen Natursicht werden die Motive in eine völlig neuartige Bildwirklichkeit hineinkomponiert. Das neu entstandene Bild stellt eine Vereinigung von realen Formen und abstrakter Komposition dar, die gegenüber den individuellen Assoziationen des Betrachters offen ist. Die realen Formen werden durch gestische Farbspuren überlagert, gebrochen oder ergänzt. Alfred Niedecken, der seine eigene Gefühlsverfassung während der Entstehungszeit des Werkes im Bild festhält und sich vom Malprozeß treiben läßt, ist es bis heute ein großes Anliegen, dem Betrachter einen Gestaltungsfreiraum einzuräumen, um individuelle Assoziationen zu ermöglichen.

Die Verschmelzung von realen Gegenständen und Lebensformen mit der abstrakten Komposition ist ein erster Schritt zur vollkommenen Abstraktion. Bezeichnend für die Werke dieser Zeit ist das Experiment mit dem kompositorischen und farblichen Bildaufbau und die Suche nach dem eigenen künstlerischen Ausdruck.

Durch die Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen europäischen Kunst - hier sind vor allem Emil Schumacher und Antoni Tàpies zu nennen - und dem fernöstlichen Gedankengut hat Alfred Niedecken Anfang der 90er Jahre zu einer neuen bildnerischen Freiheit gefunden.

Insbesondere die intensive Beschäftigung mit der Kunst der Zen-Meister und der ihr zugrundeliegenden philosophischen Ausrichtung hat Niedecken in seiner künstlerischen Entwicklung geprägt und die Lebensphilosophie des Künstlers maßgeblich beeinflußt. Seine Orientierung an dem buddhistischen Gedankengut unterstreicht folgende Aussage des Künstlers: "Da wir ständig zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft pendeln, ist es von größter Wichtigkeit, im Hier und Jetzt zu leben. Denn je mehr der Mensch im Hier und Jetzt, d. h. in der Gegenwart lebt, desto deutlicher nimmt er wahr." Von diesem Gedankengut geleitet, entstehen seine Bilder aus dem Moment. Alles im Hier und Jetzt sich Befindliche, alle Gefühle, Gedanken und Assoziationen, alles, was mit den sinnlichen Organen wahrnehmbar ist, alle Eindrücke und Empfindungen, alles wird zum Bild. Für Niedecken ist der Dialog zwischen ihm selbst und der Leinwand das, was von größter Bedeutung ist und was im Bild festgehalten werden soll. Demnach ist der Malprozeß ein Wechselspiel zwischen der bewußten Einflußnahme der eigenen Person auf das Gemalte und den aus dem Hier und Jetzt sich ergebenden Assoziationen und Gefühlsäußerungen. Die meditative Verarbeitung der aufgenommenen Eindrücke wird nach Aussage des Künstlers erst dann in Bilder transferiert, wenn die Zeit dafür reif ist. "Nicht herbeiführen, was sein soll, sondern gelten lassen, was ist."

Malerei heißt für Niedecken, nicht mehr die Frage nach dem eigenen Stil zu beantworten, sondern sich auf die Analyse der eigenen Befindlichkeit zu konzentrieren. Diese artikuliert sich in seinen Bildern in gestisch-abstrakten Formgedanken. Durch traumhafte visionäre und meditative Gemütszustände entstehen kompositorische Neuordnungen, die in der Verschleierung und dem Zerfließen der Bewegungsabläufe zum Ausdruck kommen. Die Farben sind sich selbst überlassen und ohne darstellerische Aufgaben zur freien Entfaltung eingesetzt. Alfred Niedecken, der sich ganz dem Bewegungsrhythmus und den spannungsvollen farbigen Verläufen verschrieben zu haben scheint, hat sich Anfang der 90er Jahre endgültig zu einer Freisetzung der Farbe von gegenständlichen Bezügen durchgerungen.

Die durch das intensive Studium des Siebdrucks bei Werner Gassner in Darmstadt (1990) und des Tiefdrucks bei dem polnischen Professor Jacek Rybczynski in der Grafik-Werkstatt Klodzko (1992) gewonnenen Erfahrungen wandte Alfred Niedecken erfolgreich auf seine poetisch dahinfließende Malerei an. Christine Peters, Redakteurin der Frankfurter Rundschau, schrieb anläßlich einer Ausstellung in der Galerie am Schweizer Platz im Februar 1995: Alfred Niedecken liebt die Transparenz und die Leichtigkeit. Wie edle Seide fließen auf seinen Ölbildern Farbflächen über- und ineinander ... In Blau- und Grüntöne getauchte Bilder wie Strömung, Brandung oder Flut zeigen ... Farbspiegelungen und (Farb)fluß ..." Mit durchscheinenden Farben setzt Alfred Niedecken seine Visionen in harmonische Bildkompositionen um, wobei Goldeffekte als Ausdrucksmöglichkeit für Licht von besonderer Bedeutung sind. Die Bilder strahlen eine Ruhe aus, die den Ausgangspunkt zur meditativen Betrachtung bildet.

Die zerfließenden Farbbahnen, Spritzer und Kleckse, die Übereinanderlagerungen von Farbflächen und Verläufen und die übergreifenden rhythmischen Bewegungen, denen eine psychisch motivierte Spontaneität zugrunde liegt, lassen den Betrachter nach dem Ausschau halten, was sich hinter dem transparenten Farbschleier verbirgt. "Malerei ist nicht nur das Visuelle, das unseren Augen entgegentritt, sie besteht auch aus dem, was dahinter und darin ist," hat Willem de Kooning einmal gesagt. Dies charakterisiert treffend auch die Arbeiten des Künstlers Alfred Niedecken.

Text von Michaela Lorenc-Suhrcke, 1995


Geste und Verfließen - Zu den Gestaltungsprinzipien von Alfred Niedecken

Die Arbeiten Alfred Niedeckens sind von einer weichen Bewegung erfüllt. Ihre gestaltende Kraft ist die Farbe mit den Eigenschaften, die sie als Pigment entwickelt: im Fließen, Verlaufen, Einziehen in den Bildgrund und im Vermischen mit anderen Farben.

Um die gestalterische Kraft der Farbe nicht von Vornherein zu beeinflussen, breitet Alfred Niedecken seine Leinwände für den Entstehungsprozeß waagerecht aus. In seinem weiteren Vorgehen lassen sich zwei Ansätze unterscheiden.

Einerseits läßt er eine Ölfarbe in stark verdünnter Form ohne Ein-wirkung von Pinseln oder ähnlichen Werkzeugen auf die unpräparierte Leinwand tropfen. Dies wiederholt er mit weiteren Farben, die sich mit der ersten Farbe vermischen können. Alfred Niedecken greift in den Vorgang ein, indem er die Leinwand an den Seiten anhebt. Damit kann er das Rinnen, Verfließen und Mischen der Farben zwar beeinflussen, nicht aber vollständig kontrollieren. So hat der gelenkte Zufall einen großen Einfluß auf das Entstehen des Bildes. Wenn Alfred Niedecken die zweite Farbe auftropft, während die erste noch feucht ist, ergeben sich Verläufe und Mischungen. Naß in naß entfalten die Farben eine schwebende, atmosphärische Wirkung mit zahllosen Übergängen in ihren Wertigkeiten. Tritt die zweite Farbe nach dem Trocknen der ersten hinzu, so bringen die Lasuren, Überschneidungen und Abdeckungen eine räumliche Wirkung hervor. Erst wenn dieser Prozeß abgeschlossen ist, trägt Alfred Niedecken mit dem Pinsel schwarze Linien auf, die den Verlauf der Farbfelder nachzeichnen, die entstandenen Formen unterstützen und die Komposition mit einem Gerüst festigen oder deutlicher machen.

Wenn Alfred Niedecken andererseits die Leinwand mit einem Kreide-grund präpariert, so entsteht ein saugender Malgrund, in den die Farbe sofort einzieht. Hier kann und will er den Verlauf der Farbe nur bedingt einsetzten; gestaltende Kraft des Bildes ist vielmehr der gestische Pinselschwung. Die Pinselzüge bleiben deutlich ablesbar, eine spätere Korrektur ist nicht möglich. Der Akt des Schaffens ist unmittelbar nachzuvollziehen, jede Pinselborste hinterläßt ihre Spur. Die rasche gestische Niederschrift erlebt der Betrachter als eine zeitliche Beschleunigung; der Farbverlauf ist dynamisch und schwunghaft.

In der abstrakt-gestischen Gestaltung versucht Alfred Niedecken die kontrollierende Kraft der Ratio weitgehend auszuschalten. In einer Art von meditativer Versenkung ist es die unbewußte Geste, die dem Fluß der Farbe folgt und ihn gleichzeitig lenkt. Es wird deutlich, daß Alfred Niedecken sich mit der Philosophie des fernöstlichen Tao, Zen und der Kalligraphie auseinandergesetzt hat, den Prinzipien, die auch einen starken Einfluß auf die Künstler des Informel besaßen. Die Parallelen im Schaffen von Alfred Niedecken zu den Werken des Informel sind nicht zufällig.

Die Taoistische Betrachtung der Welt fordert eine Handlungsweise ohne Hingabe an das Handeln selbst, eine Einsicht in die Gesetze der Natur, die stärker sind als das menschliche Handeln. Im Zen wird die Weisheitslehre des Tao durch den Erkenntnisweg der Meditation fortgesetzt und erweitert. "Nicht herbeiführen, was sein soll, sondern gelten lassen, was ist." - dieses bereits oben erwähnte Prinzip aus dem Zen-Buddhismus findet sich in den Werken von Alfred Niedecken wieder.

Die meditative Versenkung stellt das verbindende Element zur ostasiatischen Kalligraphie dar: In der japanischen und chinesischen

Bilderschrift hat bereits das einzelne, mehrteilige Gebilde eine begriffliche Bedeutung und ist daher einer bildlichen Anordnung zugänglich. So entsteht das Schrift-Bild aus der individuell geschulten Pinselführung des Schreibers und gleichzeitig als Resultat der meditativen Versenkung während des Schreibprozesses. In der gestisch-spontanen Niederschrift chiffrenartiger Formen manifestiert sich der Bezug von Alfred Niedeckens Handschrift zu dieser Form der Kalligraphie.

Seine Inspiration zieht Alfred Niedecken dabei aus allem, was ihn umgibt, wobei Naturformen im Vordergrund stehen: seien es Wolken, Wasser, das Meer oder Bäume. Auch die verwaschenen und schrundigen Wände alter Häuser bieten eine Vielzahl von amorphen Formen an. Das Prinzip ist so neu nicht: Schon Leonardo da Vinci empfiehlt dem Maler, Steine, feuchte Mauern, Wolken und Schlamm assoziierend zu betrachten, um daraus neue Bildkompositionen zu gewinnen. Es braucht jedoch ein modernes Auge, um amorphe Strukturen in abstrakte Bilder umzusetzten. Die Vorliebe Alfred Niedeckens für Wolken, die sich auch in dem von ihm gewählten Gedicht am Anfang des Katalogs äußert, betont dazu das transitorische Element: Sowohl der Betrachter als auch der Gegenstand der Betrachtung sind der steten Veränderung unterworfen.

In seinen Bildern äußert sich dies transitorische Moment in einer Entgrenzung der Farben. Sie besitzen keine eindeutigen Konturen, sondern eine offene, mehrdeutige Form. Die von Alfred Niedecken häufig verwendete Kombination von Blau und Grün legt zusammen mit dem fließenden Farbauftrag die Assoziation von Wasser, von Meer nahe. Zusammen mit der Primärfarbe Gelb, die in Mischung mit Blau Grün ergibt, bietet diese Farbschiene zahlreiche Möglichkeiten des fließenden Übergangs (siehe dazu Bilder wie Caras, Flut und Cypressus). Das Blau ist auch die Farbe, die assoziativ Tiefe schafft und damit eine Räumlichkeit jenseits der Perspektive in das Bild bringt. Rot drängt durch seine Energie nach vorn, und Alfred Niedecken verwendet es sparsam, um nachträglich Akzente zu setzen. Gelb ist per se lichthaft, und seine schwebende Helligkeit scheint sich auf die angrenzenden Flächen zu übertragen. Erst seit kurzem steigert Alfred Niedecken diesen Effekt des Lichthaften im Bild noch durch die Verwendung von Blattgold. Symbolisch für die Sonne stehend, verkörpert das Gold den immateriellen Glanz des Lichts, indem es ihn reflektiert.

Konzentriert auf die eine Farbe Indigo lassen sich die Gestaltungsprinzipien Alfred Niedeckens in dem Bild Taom von 1995 erfahren. Das schmale Hochformat gibt dem Bild eine Dynamik, die sich der Schwerkraft entgegen stellt; ferner verweist es auf chinesische Rollbilder. Die Form entwickelt sich in der Senkrechten auf der neutralen Folie eines weißen Untergrunds. Eine annähernd kreisförmige Farbballung setzt den Schwerpunkt in das oberste Bildviertel und unterstützt so den Eindruck von Leichtigkeit, die die Schwerkraft überwindet. Einzelne Farbtropfen flankieren das Rund nach oben. Die Hauptbewegung jedoch geht nach unten, wo der Farbfluß nach einer Unterbrechung neu ansetzt, um einer langgezogenen Schweifform kurvig und sich verjüngend auszulaufen. Zwischen der Kreis- und der Schweifform befindet sich eine Zone, in der die Farbe in dem nassen Untergrund verlaufen ist. Dort bildet sich eine Verbindung von Farbschlieren aus, die die Zäsur überwindet, aber kenntlich läßt. Das Auge folgt der Bewegung von dem Wirbel der Kreisform über den ausfransenden Schweif, bis ein einzelner Tropfen sie an dessen Spitze zum Stehen bringt. Die Grenzen der Formen sind durch das Verlaufen der Farbe unscharf und fließend. Der Gesamteindruck ohne winklige Brechungen läßt an Organisches denken, die Form eines Spermiums oder einer Kaulquappe. Dieser Eindruck wird von der Zäsur zwischen Kreis und Schweif gebrochen. Die Form bleibt im mehrfachen Sinn in der Schwebe.

Bilden die meditative Versenkung und die spontane Niederschrift die Verbindungen im Schaffen Alfred Niedeckens zur Kalligraphie, so besitzt diese doch stets auch eine semantische Bedeutung. Die Werke Alfred Niedeckens sind keine Zeichen, sondern erzielen ihre emotionale Wertigkeit allein aus der Kraft von Form und Farbe. Damit hat er Teil an den Schaffensprinzipien des Informel, das sich zu einer spontanen Niederschrift emotionaler Situationen und dem Schöpfen aus dem Unbewußten bekennt. Die Form tritt gegenüber dem Prozeß des Werdens in den Hintergrund. Das Informel hat seine Wurzeln in der écriture automatique des Surrealismus, die - wie die Versenkung der Zen-Kalligraphen - das Unbewußte für den Schaffensprozeß frei machen wollte. Hier treffen sich die Bestrebungen, rational nicht kontrollierte Formen für emotionale Situationen zu finden, den Vorgaben der Farbe zu folgen und das Bild mehr geschehen zu lassen als lenkend zu gestalten. In der Betrachtung der Form, die für das Werden ebenso offen ist wie für das Auflösen, und in der Betrachtung der rinnenden Farbe schlägt sich für den Betrachter der Bogen von dem taoistischen "Handeln ohne Hingabe an das Handeln" zu der Erkenntnis Heraklits: Alles fließt."

Text von Klemens Kroh, 1995

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