Non-Profit | Kunstsalon Wolfsberg

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Tiroler Künstler
 - Gemälde, Aquarelle, Graphik, Zeichnungen

Tiroler Künstler

Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Graphik

April - Juni 1928

Kunstsalon Wolfsberg, Zürich

 

GELEITWORT

Mit dieser ersten Schweizer Ausstellung wollen die Künstler Tirols nicht nur eine freundnachbarliche Pflicht erfüllen. Sie wollen auch nicht nur als kongeniale Mitstreiter in artibus jenen künstlerisch exponierten Boden betreten, der als Brücke vom germanischen Osten zum romanischen Westen führt. Sie wollen mehr. Sie wollen tiefer verstanden sein als irgendwo jenseits der heimatlichen Grenzen.

Diesmal gehen die Tiroler Künstler nicht in die Fremde, in das Ausland in des Wortes eigentlicher Bedeutung. Bindet schon die Sprache, so bindet die Gemeinsamkeit der landschaftlichen Formen noch enger. Sind es doch der gleiche Bogen der Alpen, dasselbe Licht der Höhen, die gleiche Stete des Wollens, dasselbe schwere und beharrliche Schreiten und Aufwärtsblicken, die diese Heimaten und Menschen einen, gleiche Probleme stellen, gleiche Offenbarungen enthüllen. Berg und Bauer und die Tradition einer wohlgefügten städtischen Kultur, das ist der Grund-Dreiklang, auf dem als sicherem Fundament sich hier wie dort die ganze grosse Harmonie der weiten Welt erbaut. Mag das Tiroler Blickfeld rein äusserlich nicht in allem auf die gleiche Weltweite eingestellt sein wie das des Schweizers, mag der Tiroler in vielem als primitiver, abrupter, als ungezügelter und verschlossener gelten, in letzten Belangen stehen beide auf gleichen Höhen, in gleichen Tiefen, im gleissenden Licht und eisigen Schatten der Berge, die beiden Sein oder Nichtsein bedeuten. Und wenn Kunst Leben ist, letztes Leben, dann steigen die Kinder der Alpen zu denselben "Müttern" hinab, erquicken sich an denselben Quellen und erkennen in der Klarheit des Bergsees das brüderliche Gesicht. Und deshalb kommen die Tiroler Künstler nicht in eine Fremde und sind voll Zuversicht, in einer Weise erfasst zu werden, wie nimmer in berglosem Lande. Sie fühlen sich auch gar nicht scheu und ungewohnt, wenn sie nun nach Zürich kommen. Sie haben ihren Keller so gut gelesen wie ihren Zahn und fühlen "das grosse, stille Leuchten" auf all ihren Wegen; sie sehen den Teil neben ihrem Hofer und hören Alphorn und Tiroler Lieder zu innigem Wohlklang vereint.

Auch die Tiroler Kunst der letzten Generationen, wiewohl immer noch schützend umhegt von ihren Bergen, hat die Enge gesprengt. Auch sie schafft auf breiter Fläche, zieht alle Probleme und Möglichkeiten europäischer Kunst und geistiger Evolution in ihre Kreise. Doch wie sie auch das Heterogenste erfasst, immer wieder zeigt sie den festen Stand auf felsgegründeter Erde, den klaren Blick, der von Höhe zu Höhe schwingt, das Licht ohnegleichen. So spiegelt sich Europa auch in Tirol, spiegelt sich vielleicht noch zaghafter, beschränkter als etwa draussen in der Schweiz. Dafür aber vielleicht auch in manchem eigenartiger, bizarrer.

So mag diese Ausstellung Zeugnis ablegen für die grossen Gemeinsamkeiten der Bergmenschen, dafür, dass diese Kunst als letzter Ausdruck des Seins in keinem Herzen gleich tiefen Widerhall finden kann als in dem, das in eine gleiche Umwelt geschaffen wurde.

Möge man ausziehen, um Bilder zu sehen und heimkehren mit der Entdeckung, ein Stück eigener Seele gefunden zu haben.

Herbert Stifter.

 

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